Was ist dir wichtiger: ein schneller Erfolg beim Einschlafen oder eine starke, vertrauensvolle Bindung zu deinem Kind, die ein Leben lang hält?
Als Eltern stoßen wir immer wieder auf unzählige Ratschläge und Methoden, die uns versprechen, dass wir das Leben mit Kindern leichter machen können. Besonders beim Thema Schlafen und Weinen scheinen viele alte Glaubenssätze noch immer fest in den Köpfen vieler Eltern verankert zu sein. Ein besonders heiß diskutiertes Thema ist das „Schreien lassen“ – eine Methode, die scheinbar schnelle Ergebnisse liefert, aber welche Kosten trägt dein Kind dafür? Und wie unterscheidet sich diese Methode von einem begleiteten Weinen, das nicht nur für den Moment hilfreich ist, sondern langfristig die emotionale Gesundheit deines Kindes fördert?
In diesem Beitrag möchte ich nicht nur die Unterschiede zwischen diesen beiden Methoden aufzeigen, sondern auch darauf eingehen, warum wir als Eltern die Verantwortung haben, unser Kind in seinen Bedürfnissen zu unterstützen und nicht aus Bequemlichkeit oder Angst, dass wir versagen könnten, schädliche Methoden anzuwenden.
Schreien lassen: Der schnelle Weg zum „Erfolg“ mit langfristigen Folgen
Es gibt immer noch Eltern, die ihrem Baby bewusst „Schreien lassen“, um es „durchschlafen“ zu lassen. „Ein paar Nächte durchhalten und dann hat sich das Thema Schlafen von selbst erledigt“, hören wir oft. Das klingt verlockend – besonders in den schlaflosen Nächten, in denen du erschöpft und ausgelaugt bist. Doch der scheinbare Erfolg hat seinen Preis.
Wenn du dein Baby bewusst schreien lässt, dann ignorierst du seine Bedürfnisse nach Nähe und Geborgenheit. Dein Baby ist ein kleiner Mensch, der nicht versteht, warum es alleine gelassen wird. Es versteht nicht, dass es lernen soll, sich selbst zu beruhigen, es versteht nur, dass es verlassen und nicht gehört wird. Und was passiert, wenn ein Baby so eine Erfahrung wiederholt? Es wird immer mehr in sich selbst zurückgezogen, verliert das Vertrauen in die Welt und fühlt sich emotional unsicher. Dieser Mangel an Vertrauen und Geborgenheit wird sich später im Leben in verschiedenen Formen zeigen – in Unsicherheit, in Bindungsängsten und oft auch in Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle auszudrücken und sich selbst zu regulieren.
Niemand möchte sich später die Schuld daran geben müssen, dass das Kind, dem man in den ersten Jahren nicht genügend Sicherheit geben konnte, mit psychischen Belastungen zu kämpfen hat. Doch genau das passiert, wenn wir Methoden anwenden, die das emotionale Bedürfnis eines Babys nach Nähe und Trost ignorieren.
Das begleitete Weinen: Wie du deinem Kind dabei hilfst, sich sicher zu fühlen
Im Gegensatz dazu steht das sogenannte begleitete Weinen. Weinen ist ein völlig normales und natürliches Verhalten bei Babys. Es ist ihre Art, mit uns zu kommunizieren, da sie keine anderen Mittel haben, um uns ihre Bedürfnisse mitzuteilen. Das Ziel beim begleiteten Weinen ist nicht, das Kind zu ignorieren oder es „lernen zu lassen“, sich alleine zu beruhigen. Es geht darum, dem Kind zu zeigen: „Ich bin da, du bist sicher, du kannst dich auf mich verlassen.“
Begleitetes Weinen bedeutet nicht, dass du dein Kind ständig hochnimmst, sobald es weint, aber es bedeutet, dass du ihm Sicherheit gibst. Es bedeutet, dass du in der Nähe bleibst, ihm deine Anwesenheit zeigst und es dabei unterstützt, die schwierigen Gefühle zu verarbeiten. Du vermittelst deinem Kind: „Es ist okay, traurig oder wütend zu sein. Ich bin hier und ich helfe dir dabei, mit deinen Gefühlen umzugehen.“
Es ist auch wichtig zu verstehen, dass du die Selbstregulation deines Kindes nicht beschleunigen kannst – das ist ein natürlicher Prozess, der Zeit braucht. Das Gehirn eines Babys entwickelt sich kontinuierlich, und die Nervenbahnen müssen sich mit der Zeit vernetzen, damit das Kind in der Lage ist, sich selbst zu beruhigen. Du kannst diesem Prozess nicht vorausgreifen, aber du kannst deinem Kind helfen, in einer sicheren Umgebung zu lernen, wie es mit seinen Emotionen umgeht.
Der lange Weg zum Vertrauen: Warum deine Nähe so wichtig ist
Eines der größten Missverständnisse beim Thema „Schreien lassen“ ist die Annahme, dass Babys mit der Zeit lernen, sich selbst zu beruhigen – aber was sie wirklich lernen, ist, dass sie keine Hilfe erwarten können, wenn sie in Not sind. Und das hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Vertrauen zwischen dir und deinem Kind.
Ein Baby, das in den ersten Lebensmonaten und -jahren regelmäßig die Erfahrung macht, dass seine Bedürfnisse nicht gehört werden, wird ein schwächeres Vertrauen in die Welt entwickeln. Auf der anderen Seite zeigt sich bei Kindern, die in ihren ersten Jahren durch Begleitung und Nähe unterstützt werden, ein starkes Vertrauen in ihre Bezugspersonen. Sie wissen, dass sie nicht alleine sind, wenn sie Unterstützung brauchen, und dass sie auf ihre Eltern zählen können. Und dieses Vertrauen ist die Grundlage für die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins und stabiler emotionaler Fähigkeiten.
Warum du als Mama die Verantwortung trägst
Als Mutter (und als Eltern im Allgemeinen) trägst du die Verantwortung für das emotionale Wohlergehen deines Kindes. Wenn du deinem Kind beibringst, dass du immer für es da bist, wenn es dich braucht, gibst du ihm ein wertvolles Geschenk: Vertrauen. Das ist der Schlüssel zu einer gesunden, stabilen und tiefen Bindung, die ein Leben lang hält.
Schreien lassen mag kurzfristig einige nächtliche Kämpfe lösen, aber auf lange Sicht lässt es das Vertrauen und die Bindung zerbrechen. Das begleitete Weinen hingegen zeigt deinem Kind, dass du da bist, dass es sich auf dich verlassen kann – und das wird es ein Leben lang spüren.
Wenn du dich mit diesem Thema identifizierst und es für wichtig hältst, dass immer mehr Eltern die Verantwortung übernehmen, ihre Kinder liebevoll zu begleiten, teile diesen Beitrag. Gemeinsam können wir dazu beitragen, dass unsere Kinder in einem Umfeld von Vertrauen, Geborgenheit und Liebe aufwachsen und zu selbstbewussten, gesunden Erwachsenen heranwachsen.
Bình luận